Safer Internet Day 2022 – Beteiligung Schutzraum : Alles rund um Fake News
Datum: 08.02.2022 | Lesezeit: 7 Minuten
Der Safer Internet Day (kurz SID) findet weltweit seit 2004 statt. Alle Aktionen und Veranstaltungen zum Safer Internet Day in Deutschland werden vom Verbund Safer Internet DE – bestehend aus klicksafe, nummergegenkummer, jugendschutz und internet-beschwerdestelle – initiiert und koordiniert. Die nunmehr 19. Kampagne startet weltweit unter dem Slogan „together for a better internet“ und deutschlandweit unter dem Motto „Fit für die Demokratie, stark für die Gesellschaft“.
Warum nehmen wir am Safer Internet Day 2022 teil?
Mit den Jahren hat sich der Aktionstag für ein sicheres Internet als einer der bedeutendsten Internetaktionstage des Jahres etabliert. Viele Menschen, Initiativen, Schulen und Organisationen, die sich für die Sicherheit im Netz und ein besseres Internet für alle engagieren, beteiligen sich mit unterschiedlichen Aktionen am Safer Internet Day. Dabei sind die Themen vielfältig und reichen von Hasskriminalität und Cybermobbing über Selbstinszenierung im Internet bis hin zu Themen wie Fake News. Da wir die Schaffung eines freundlichen und sicheren Umgangs im Internet als unsere Kernaufgabe betrachten, möchten wir uns ebenfalls an dem heutigen Tag beteiligen (Nähere Informationen zu unserer Vision und Mission könnt ihr auf unserem Instagram-Account oder auf unserer Webseite finden).
Ausgehend von den neuen Möglichkeiten der Informationsvermittlung in Zeiten der Digitalisierung, möchten wir die Phänomene Falschnachrichten und Verschwörungsnarrative näher beleuchten. Einerseits ist die Hürde, die eigene Meinung über Kommentare und Beiträge in den Sozialen Medien mitzuteilen, gesunken. Andererseits ist die Fülle an Informationen, die uns allen zur Verfügung stehen, gestiegen. Diese Transformation stellt Nutzer:innen vor die Herausforderung, dargebotene Informationen zu filtern und entscheiden zu müssen, was richtig oder falsch beziehungsweise was Fakt oder Fake ist. Doch nicht nur die Informationen als solche, sondern auch die Quellen zur Informationsbeschaffung haben sich vervielfältigt. Demnach gelten nicht mehr nur die Zeitungen, das Fernsehen oder das Radio, sondern auch das Internet im Allgemeinen sowie Suchmaschinen oder Soziale Medien (z.B. Instagram oder YouTube) im Besonderen, zu relevanten Orten der Informationsbeschaffung. Insbesondere Soziale Medien bilden ein wichtiges Werkzeug für die Verbreitung von Falschnachrichten und Verschwörungstheorien. Dort fehlen die klassischen Gatekeeper wie beispielsweise Journalist:innen. Die neueste JIM-Studie [JIM = Jugend, Information, (Multi-)Media] hat gezeigt, dass bereits 56 Prozent der befragten Jugendlichen mit extremen politischen Ansichten, 51 Prozent mit Verschwörungstheorien und 42 Prozent mit Fake News in Berührung gekommen sind. Insgesamt sind diese Zahlen seit 2020 gestiegen.
Eben weil es immer schwieriger wird, Nachrichten nach ihrer Relevanz und nach ihrem Wahrheitsgehalt zu filtern, erachten wir das Erlernen eines kritischen Umgangs mit Informationen für bedeutsam. Indem wir also danach fragen, was Falschnachrichten sind, welche Formen von Fake News vorherrschen und wie wir solche Inhalte erkennen können, möchten wir euch ein Gespür dafür vermitteln, welche Risiken und Gefahren sich hinter Falschnachrichten und Verschwörungsnarrativen im Internet verbergen, welche Auswirkungen diese Phänomene auf das alltägliche Leben haben und wie solche Phänomene unser demokratisches Zusammenleben gefährden. Damit setzen wir uns dafür ein, dass Menschen Medienkompetenz erlangen und so zu mehr Demokratie in der Gesellschaft beitragen.
Was sind Falschnachrichten?
Falschnachrichten beziehungsweise Fake News – also gefälschte Nachrichten – werden oft synonym benutzt. Der Duden versteht Fake News als „in den Medien und im Internet, besonders in sozialen Netzwerken, in manipulativer Absicht verbreitete Falschmeldungen“. Die falschen und irrenführenden Informationen in Form von Texten, Fotos oder Videos präsentieren sich dabei meist im Gewand echter Nachrichten. Die Verbreitung passiert meistens aus eigennützigen Zwecken, um einer Person, Gruppe oder Organisation zu schaden oder den politischen Diskurs zu verschieben. Besonders problematisch wird es, wenn User:innen gezielt nach Inhalten suchen, die ihre Meinung bestätigen. Dieses Phänomen ist auch als „Echokammer-Effekt“ bekannt. Zusätzlich solltet ihr euch bewusst sein, dass ihr euch im Internet immer in einer Filterblase befindet, wodurch ihr schneller auf Informationen oder Personen trefft, die eurer Meinung sind. Auf der anderen Seite werdet ihr von anderen Informationen isoliert, die nicht eurem Standpunkt entsprechen.
Fake News beziehungsweise gezielte Desinformation sind laut dem Journalisten, Publizisten und Kommunikationswissenschaftler Alexander Sängerlaub in folgende Kategorien eingeteilt:
- Missinterpretierte oder aus dem Kontext gerissene Meldungen dekontextualisieren und interpretieren wahre Informationen bewusst falsch.
- Manipulierte Nachrichten (z.B. Bilder) enthalten wahre Informationen und wirken auf den ersten Blick authentisch.
- Erfundene Geschichten sind überwiegend falsch.
Keine Fake News sind laut Alexander Sängerlaub…
- Falsche Überschriften beziehungsweise „Clickbait-Headlines“. Diese werden von Medienunternehmen genutzt um Aufmerksamkeit und somit Klicks auf der eigenen Seite zu generieren, da ein Großteil der Einnahmen durch Werbung eingefahren wird und diese wiederum von Klickzahlen abhängig sind. Das ist ein Grund warum Clickbaiting ein beliebtes Stilmittel ist. So können provokant und überspitzt formulierte Überschriften zwar problematisch werden, weil sich eine Vielzahl von User:innen nur den Titel durchlesen, aber nicht den dazugehörigen Text. Aber Clickbaiting zählt nicht zu Fake News. Vielmehr wird es als schlechter Journalismus aufgefasst.
- Satirische Nachrichten. Diese veröffentlichen nicht ernst gemeinte Meldungen und greifen dabei aktuelle Debatten auf, vermischen diese mit erfundenen oder sogar absurden Ereignissen. In erster Linie gelten sie aber nicht als Fake News, da die böswillige Absicht einer Täuschung nicht vorhanden ist. Allerdings hat Satire das Potenzial zu Fake News zu werden, wenn Informationen absichtlich falsch interpretiert werden.
Verschwörungserzählungen
Fake News und Verschwörungserzählungen (Glaubenssystem, mit dem sich Menschen die Welt einfach erklären können) sind nach Thomas Nöller nicht das Gleiche, sondern sie haben Alleinstellungsmerkmale, aber auch Überschneidungen. So können Fake News bestehende Verschwörungserzählungen bedienen oder zur Entstehung neuer beitragen, aber nicht alle Fake News knüpfen an Verschwörungsnarrative an. Allerdings können beide Phänomene schnell zu einer Gefahr für die Demokratie werden. Das konnten und können wir insbesondere in der Corona-Pandemie beobachten, in welcher es vermehrt zu Falschmeldungen und Verschwörungserzählungen sowie Hetzkampagnen gegen Politiker:innen gekommen ist.
Wie können Falschnachrichten erkannt und entlarvt werden?
Wenn euch eine Information im Netz komisch vorkommt, überprüft diese bevor ihr sie einfach glaubt oder sogar weiterverbreitet. Hier einige Fragen, die ihr euch stellen könnt, um Falschmeldungen zu überprüfen:
- Quelle: Wird eine Quelle angegeben? Ist die Quelle seriös? Ist die Quelle korrekt wiedergegeben worden? Sind die Autor:innen bekannt? Wer sind die Verfasser:innen des Textes? Haben sie besondere Interessen?
- Fakten: Stimmt das, was behauptet wird? Wird das Thema auf anderen Seiten ähnlich behandelt oder wird beispielsweise eine Textstelle aus dem Kontext gerissen oder falsch interpretiert?
- Bilder: Gehört das verwendete Bild zum Text? Wurde das Bild bearbeitet oder manipuliert?
- Aktualität: Hat die Nachricht ein Datum? Aus welcher Zeit stammt die Information?
Wir wissen, dass das Überprüfen nicht immer leicht ist und viel Zeit in Anspruch nehmen kann. Deshalb möchten wir euch die Website Tools Kennen empfehlen, die euch beim Faktenchecken behilflich sein kann!
Wie fit seid ihr für die Demokratie?
Zum Ende unseres Beitrags möchten wir euch noch auf das Klicksafe-Quiz aufmerksam machen, mit dem ihr euer Wissen unter anderem über Hate Speech, das Grundgesetz, freie Meinungsäußerung und dessen Grenzen sowie Netiquette also Regeln für ein faires Verhalten im Netz prüfen könnt. Wir haben das Quiz mal für euch ausgetestet: da das Quiz aus nur zehn Fragen besteht, ist es nicht sehr zeitaufwendig, aber trotzdem herausfordernd. Selbst wir konnten mit einer Auswertung von 13 zu 19 Punkten noch ein paar neue Dinge lernen.
Quellen
Deutschland sicher im Netz. URL: https://www.sicher-im-netz.de/dsin-tipps-falschnachrichten-erkennen-und-richtig-handeln (letzter Zugriff: 04.02.2022)
Duden. URL: https://www.duden.de/rechtschreibung/Fake_News (letzter Zugriff: 04.02.2022)
Handysektor. URL: https://www.handysektor.de/fileadmin/user_upload/downloads/infografiken/Infografik_Fake_News_2020.pdf (letzter Zugriff: 04.02.2022)
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2021): JIM-Studie 2021 – Jugend, Information, (Multi-) Media. Online einsehbar unter https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2021/JIM-Studie_2021_barrierefrei.pdf (letzter Zugriff: 04.02.2022)
Nöller, Thomas (2021): Verschwörungstheorien und Fake News. Untersuchungen unter dem Fokus systematischen Denkens und Handelns. Wiesbaden: Springer Verlag.
Rack, Stefanie (2021): Wie man Falschmeldungen im Internet entlarven kann. Online einsehbar unter https://www.klicksafe.de/fileadmin/media/documents/pdf/klicksafe_Materialien/Lehrer_Allgemein/ks_to_go_Fakt_oder_Fake_download_01.pdf (letzter Zugriff: 04.02.2022)
Schau Hin. URL: https://www.schau-hin.info/grundlagen/was-sind-eigentlich-fake-news (letzter Zugriff: 04.02.2022)
Sängerlaub, Alexander (2020): Im Zeitalter von Fake News. Warum sich der (Nachrichten-)Journalismus neu erfinden muss. In: Köhler, Tanja (Hrsg.): Fake News, Framing, Fact-Checking: Nachrichten im digitalen Zeitalter: Ein Handbuch. Bielefeld: transcript Verlag. S. 99-117.